Winterreifenpflicht in der Schweiz - Was gilt wirklich und worauf musst du achten?

In der Schweiz gibt es keine generelle Winterreifenpflicht – und doch kann es teuer werden, wenn du im Winter mit den falschen Reifen unterwegs bist. Hier erfährst du alles Wichtige zu Gesetz, Pflichten und Alternativen wie Ganzjahresreifen.

Wenn der erste Schnee fällt oder die Temperaturen in den Keller rauschen, stellt sich für viele Autofahrer – besonders Neulenker – die Frage: Brauche ich in der Schweiz eigentlich Winterreifen? Und was passiert, wenn ich stattdessen mit Sommerreifen unterwegs bin?
In Gesprächen oder auf Social Media hört man oft den Begriff „Winterreifenpflicht“ – doch was bedeutet das genau? Gibt es wirklich eine gesetzliche Pflicht, Winterreifen zu montieren?

In diesem Artikel erfährst du, was in der Schweiz wirklich gilt, welche Rolle die „situative Winterreifenpflicht“ spielt und warum eine falsche Reifenwahl nicht nur gefährlich, sondern auch teuer werden kann. Außerdem werfen wir einen Blick auf gängige Alternativen wie Ganzjahresreifen – und klären, für wen sich was lohnt.

1. Was bedeutet Winterreifenpflicht?

Winterreifenpflicht bedeutet, dass Fahrzeuge bei winterlichen Strassenverhältnissen mit geeigneter Bereifung unterwegs sein müssen.
Im Detail unterscheidet man zwei Formen der Winterreifenpflicht:

🔹 Generelle Winterreifenpflicht:
Sie schreibt vor, dass Fahrzeuge innerhalb eines festgelegten Zeitraums – meist von November bis April – mit Winterreifen ausgerüstet sein müssen, unabhängig von der tatsächlichen Wetterlage.

🔹 Situative Winterreifenpflicht:
Hier gilt die Pflicht nur bei bestimmten Strassenverhältnissen wie Schnee, Glätte oder Eis. Der Fahrzeuglenker trägt die Verantwortung, das Fahrzeug bei Bedarf rechtzeitig umzurüsten.

👉 Die genaue Ausgestaltung – etwa Zeitraum, Profiltiefe, Markierungen (z. B. Schneeflockensymbol) oder Strafen – variiert je nach Land. Wer grenzüberschreitend unterwegs ist, sollte sich rechtzeitig über die lokalen Regelungen informieren.

Wetter für Winterreifenpflicht - Auto mit Winterreifen auf schneebedeckter Straße bei winterlichen Fahrbedingungen

2. Gibt es eine Winterreifenpflicht in der Schweiz?

In der Schweiz gibt es keine explizite gesetzliche Winterreifenpflicht.
Allerdings gilt eine sogenannte situative Pflicht: Wer bei Schnee, Eis oder Glätte unterwegs ist, muss sein Fahrzeug entsprechend ausrüsten – also mit geeigneten Winterreifen fahren.

Der rechtliche Hintergrund findet sich nicht in einem direkten „Winterreifen-Gesetz“, sondern ergibt sich aus allgemeinen Vorschriften zur Betriebs- und Verkehrssicherheit:
➡️ SVG Art. 29 Abs. 1:
«Fahrzeuge dürfen nur in betriebssicherem und vorschriftsgemässem Zustand verkehren. Sie müssen so beschaffen und unterhalten sein, dass die Verkehrsregeln befolgt werden können und dass Führer, Mitfahrende und andere Strassenbenützer nicht gefährdet und die Strassen nicht beschädigt werden.“

Das bedeutet: Wer bei winterlichen Bedingungen mit Sommerreifen unterwegs ist, handelt fahrlässig – und riskiert Busse, Haftung im Schadensfall und Mitverschulden bei Unfällen.

Auch ohne generelle Pflicht führt an Winterreifen in der kalten Jahreszeit kein Weg vorbei – aus Sicherheits- wie auch aus Haftungsgründen.

3. Winterreifenpflicht in unseren Nachbarländern

Wer im Winter mit dem Auto ins Ausland fährt, sollte sich unbedingt über die dortigen Vorschriften informieren. In unseren Nachbarländern gelten teils unterschiedliche Regeln und Verstösse können schnell teuer werden.

3.1. Deutschland

In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet: Bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte dürfen Fahrzeuge nur mit geeigneten Winterreifen unterwegs sein. Geregelt ist das in der Straßenverkehrsordnung (§ 2 Abs. 3a StVO). Die sogenannte „O bis O“-Regel (Oktober bis Ostern) ist eine grobe Faustregel, aber kein Gesetz.

Wichtig:
🔹 Reifen müssen mit dem Alpine-Symbol (Schneeflocke) gekennzeichnet sein.
🔹 Bei Verstößen droht ein Bußgeld von 60 Euro, bei Gefährdung sogar bis zu 120 Euro und 1 Punkt in Flensburg.

3.2. Österreich

In Österreich gibt es eine generelle Winterreifenpflicht für Pkw bis 3,5 t, gültig von 1. November bis 15. April – jedoch nur bei winterlichen Fahrbahnverhältnissen (Schneefahrbahn, Schneematsch, Eis).

Alternativ dürfen Schneeketten auf mindestens zwei Antriebsrädern verwendet werden – aber nur bei durchgehender Schneedecke (§ 102 Abs. 8 KFG).
Verstöße können mit einer Geldstrafe bis zu 5.000 € geahndet werden – in der Praxis üblich sind aber ab 35 € aufwärts.

3.3. Italien

Italien hat 2025 seine Vorschriften angepasst:
🔹 Zwischen dem 15. November und dem 15. April müssen Fahrzeuge mit Winterreifen oder Schneeketten ausgerüstet sein.
🔹 Ab dem 15. April ist ein Wechsel auf Sommer- oder zulässige Ganzjahresreifen Pflicht.
🔹 In der Übergangsfrist bis 15. Mai wird bei Kontrollen auf die neue Pflicht hingewiesen.

Wichtig: Wer nach dem 15. Mai noch mit falscher Bereifung unterwegs ist, riskiert Bussen zwischen 422 und 1695 Euro.

3.4. Frankreich

Frankreich kennt keine landesweite Winterreifenpflicht. Seit 2021 gilt jedoch in 48 Bergregionen (Départements) zwischen dem 1. November und dem 31. März eine Winterausrüstungspflicht.

Was gilt dort?
🔹 Entweder Winterreifen auf allen vier Rädern (idealerweise mit Alpine-Symbol oder M+S)
🔹 Oder Schneeketten oder Schneesocken für zwei Antriebsräder im Fahrzeug mitführen

Die betroffenen Regionen sind durch spezielle Verkehrsschilder gekennzeichnet. Die Mindestprofiltiefe für Winterreifen beträgt 3,5 mm.

4. Sommerreifen, Winterreifen oder doch lieber Ganzjahresreifen?

Die richtige Reifenwahl ist mehr als nur eine Formsache – sie entscheidet über Sicherheit, Bremsweg und Fahrstabilität. Wer denkt, ein Reifen sei ein Reifen, liegt leider falsch: Temperatur, Untergrund und Wetterbedingungen stellen völlig unterschiedliche Anforderungen an Material, Profil und Konstruktion.

Reifenvergleich bei Sommer und Winterreifen mit unterschiedlichem Profil

4.1. Sommerreifen - Für warme, trockene und nasse Strassen

Sommerreifen sind für Temperaturen über 7 °C konzipiert. Sie bestehen aus einer härteren Gummimischung, die auch bei Hitze formstabil bleibt.

Das sorgt für:
🔹 Kurze Bremswege auf trockener und nasser Fahrbahn
🔹 Geringeren Rollwiderstand, was Treibstoff spart
🔹 Präzises Lenkverhalten

⚠️ Achtung: Bei Kälte verlieren Sommerreifen deutlich an Haftung. Das Profil kann sich nicht mehr richtig in den Asphalt oder Schnee drücken – das Auto wird „schwammig“, der Bremsweg länger. Schon bei nassen 5 °C kann das ein echtes Risiko darstellen.

4.2. Winterreifen - Bei Kälte, Eis und Schnee ein Muss

Winterreifen sind aus einer weicheren Gummimischung gefertigt, die auch bei Minustemperaturen elastisch bleibt. Das tiefe Profil mit Lamellen (kleine Einschnitte) sorgt dafür, dass sich der Reifen in Schnee, Matsch und Glätte „verkrallt“.

Vorteile:
🔹 Bessere Haftung bei < 7 °C
🔹 Sicheres Fahrverhalten bei Schnee und Eis
🔹 Pflicht bei winterlichen Verhältnissen in vielen Ländern

⁉️ Im Sommer mit Winterreifen?
Schlechte Idee!
Winterreifen haben bei hohen Temperaturen:
🔹 Längere Bremswege
🔹 Weniger Stabilität in Kurven
🔹 Höheren Verschleiss und Verbrauch

Wer im Juli mit Winterreifen fährt, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere – ganz zu schweigen von den negativen Auswirkungen auf Portemonnaie und Umwelt.

4.3. Ganzjahresreifen - Die bequeme, aber nicht die optimale Lösung

Ganzjahresreifen (auch Allwetterreifen genannt) kombinieren Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen. Klingt gut – ist aber oft „weder Fisch noch Vogel“.

Sie bieten:
🔹 Komfort für Wenigfahrer oder Fahrzeuge in gemässigten Regionen
🔹 Keine Umrüstung – du sparst dir Werkstattbesuche

Aber:
🔹 Nicht optimal bei Extremwetter (weder +35 °C noch -10 °C)
🔹 Längere Bremswege im Vergleich zu spezialisierten Reifen
🔹 In vielen Ländern nur mit M+S und Alpine-Symbol zugelassen

➡️ Wenn du hauptsächlich in der Stadt unterwegs bist oder wenig fährst, kann ein hochwertiger Ganzjahresreifen in Frage kommen. Für Vielfahrer, Alpenreisende oder Sicherheitsbewusste sind spezialisierte Sommer- und Winterreifen aber die bessere Wahl.

Unterschiedliche Reifenprofile im Vergleich: Winterreifen vs. Sommerreifen

Fazit: Dein sicherer Grip durch den Winter

Die Winterreifenpflicht ist kein bürokratischer Witz, sondern ein echter Sicherheitsfaktor. Ob situativ wie in der Schweiz oder mit fixem Zeitrahmen wie in Österreich – wenn’s draussen kalt, nass oder glatt wird, brauchst du die passende Bereifung. Denn falsche Reifen verlängern nicht nur deinen Bremsweg, sondern gefährden auch andere – und können teuer werden.

Unsere Empfehlung:
🔹 Sommerreifen nur im Sommer fahren
🔹 Winterreifen montieren, sobald es unter 7 °C geht
🔹 Ganzjahresreifen? Nur wenn du selten fährst und nicht viel in die Berge musst
🔹 Informiere dich rechtzeitig über die Regeln im Ausland – speziell bei Ferienreisen

Und denk dran: Wer rechtzeitig wechselt, fährt sicherer – und spart sich den Stress bei der nächsten Polizeikontrolle oder dem unerwarteten Schneefall im Oktober. 😉

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