Lernphase beim Führerausweis: Was du beachten musst und wie du sie optimal nutzt
Seit 2021 gilt in der Schweiz: Wer vor dem 20. Geburtstag den Lernfahrausweis beantragt, muss eine 12-monatige Lernphase durchlaufen. Doch diese Zeit ist keine Last – sondern eine grosse Chance. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du die Lernphase zum Führerausweis effizient nutzt, unnötige Fehler vermeidest und optimal auf die praktische Prüfung vorbereitet bist.
Was ist die Lernphase überhaupt?
Seit dem 1. Januar 2021 gilt in der Schweiz: Wer den Lernfahrausweis vor dem 20. Lebensjahr beantragt, muss vor der praktischen Autoprüfung eine 12-monatige Lernphase absolvieren. Ziel dieser Regelung ist es, jungen Fahrschüler:innen mehr Zeit zu geben, um praktische Fahrpraxis zu sammeln – sowohl mit Fahrlehrern als auch mit privaten Begleitpersonen.
Die Lernphase soll dazu beitragen, die Unfallzahlen bei Neulenker:innen zu senken. Denn wer mehr Fahrpraxis hat, reagiert sicherer im Strassenverkehr und ist besser auf anspruchsvolle Situationen vorbereitet – egal ob bei Regen, Nachtfahrten oder im hektischen Stadtverkehr.
Wichtig: Diese Lernphase ist verpflichtend. Wer den Führerschein mit 18 Jahren machen möchte, muss also spätestens mit 17 beginnen – sonst ist eine Anmeldung zur praktischen Prüfung nicht möglich.
Die 3 Phasen der Ausbildung während der Lernphase
Um die 12 Monate der Lernphase optimal zu nutzen, empfiehlt sich eine strukturierte Vorgehensweise. Bewährt hat sich dabei eine Aufteilung in drei Phasen: Grundausbildung, Übungsphase und Prüfungsvorbereitung. So kannst du Schritt für Schritt sicherer werden und dich gezielt auf die praktische Prüfung vorbereiten.
Phase 1: Grundausbildung (Monat 1 – 3)
Starte direkt nach Erhalt deines Lernfahrausweises mit professionellen Fahrstunden. In dieser Phase lernst du die Grundlagen des Autofahrens – vom korrekten Blickverhalten über das sichere Anfahren bis zum richtigen Verhalten in komplexen Verkehrssituationen. So legst du das Fundament für die kommenden Monate und vermeidest von Anfang an typische Anfängerfehler.
Tipp: Übe am besten noch nicht privat, bevor du die Grundlagen mit dem Fahrlehrer durchgegangen bist. So schleichen sich keine falschen Automatismen ein, die später mühsam korrigiert werden müssten.
Phase 2: Übungsphase (Monat 4 – 10)
Jetzt geht’s darum, das Gelernte regelmässig anzuwenden – sowohl in der Fahrschule als auch bei privaten Lernfahrten mit einer Begleitperson. Fahre so oft wie möglich in unterschiedlichen Situationen: Stadtverkehr, Autobahn, enge Strassen, bei Tag und Nacht. Je mehr Erfahrung du sammelst, desto sicherer wirst du.
Achte darauf, dass deine Begleitperson mindestens 23 Jahre alt ist, seit drei Jahren den Führerausweis der Kategorie B besitzt und die Probezeit erfolgreich abgeschlossen hat. Ausserdem muss das Fahrzeug für Lernfahrten zugelassen sein. Besonders bei Fahrzeugen mit elektrischer Handbremse ist Vorsicht geboten – lies dazu unseren Blog-Artikel „Elektrische Handbremse bei Übungsfahrten“, um zu erfahren, worauf du achten musst.
Damit du dir bei den privaten Fahrten keine falschen Gewohnheiten aneignest, solltest du zusätzlich alle 2–3 Wochen eine Fahrstunde beim Fahrlehrer einplanen. So bekommst du wertvolles Feedback, kannst deine Fortschritte überprüfen – und sicherstellen, dass du auf dem richtigen Weg bist.
Phase 3: Prüfungsvorbereitung (Monat 11 – 12)
Jetzt ist der Feinschliff gefragt. In dieser letzten Phase nimmst du wieder intensiver Fahrstunden und simulierst echte Prüfungssituationen. Ziel ist es, deine Schwächen zu erkennen und zu beheben, bevor es ernst wird.
Plane ausreichend Zeit ein, um typische Prüfungselemente gezielt zu üben – z. B. Einspuren an Kreuzungen, Parkmanöver oder das Fahren im Prüfungsgebiet. Gemeinsam mit deinem Fahrlehrer kannst du eine Prüfungssimulation durchführen und bekommst ein realistisches Feedback.

Häufige Fehler während der Lernphase zum Führerschein – und wie du sie vermeidest
Auch wenn du motiviert und gut organisiert in die Lernphase startest, schleichen sich oft typische Fehler ein, die dich am Ende Zeit, Geld und Nerven kosten können. Wir zeigen dir, welche Stolpersteine du unbedingt vermeiden solltest – und was du stattdessen besser machst.
❌ Fehler 1: Ohne professionelle Begleitung starten
Viele beginnen direkt mit privaten Lernfahrten, ohne vorher ein solides Fundament in der Fahrschule aufzubauen. Das Problem: Ohne richtige Anleitung schleichen sich schnell falsche Fahrgewohnheiten ein. Diese später wieder zu korrigieren, braucht deutlich mehr Zeit – und meist auch mehr Fahrstunden.
✅ Besser: Starte mit ein paar professionellen Fahrlektionen, bevor du privat fährst. So legst du ein sicheres Fundament und lernst von Anfang an prüfungskonform.
❌ Fehler 2: Zu wenig Fahrpraxis sammeln
Die Lernphase ist da, um Routine zu entwickeln – aber viele nutzen sie zu wenig. Wer nur sporadisch fährt, verliert schnell das Gefühl fürs Auto und für den Verkehr.
✅ Besser: Fahre regelmässig – am besten mehrmals pro Woche, wenn möglich in unterschiedlichen Situationen: Stau, Dunkelheit, Landstrasse, Stadtverkehr, Autobahn. Je abwechslungsreicher, desto besser.
❌ Fehler 3: Zu lange ohne Fahrlehrer
Privates Üben ist wichtig – aber ohne professionelle Rückmeldung schleichen sich oft unbemerkt kleine, aber entscheidende Fehler ein. Diese können später zur Prüfungsfalle werden.
✅ Besser: Plane alle 2–3 Wochen eine Fahrstunde ein, um deinen Fortschritt zu überprüfen und rechtzeitig korrigieren zu lassen.
❌ Fehler 4: Das falsche Fahrzeug für Lernfahrten
Nicht jedes Auto eignet sich für Lernfahrten. Besonders bei elektrischen Handbremsen fehlt der Begleitperson oft die Kontrolle im Notfall.
✅ Besser: Prüfe vorab, ob dein Auto wirklich lernfahrtauglich ist – und ob deine Begleitperson mit der Technik vertraut ist. Auch hier lohnt sich ein Blick in unseren Blogartikel zur elektrischen Handbremse.
❌ Fehler 5: Immer die gleiche Strecke fahren
Viele Übungsfahrten verlaufen auf bekannten Routen – zur Arbeit, zur Schule oder zum Supermarkt. Klar, das fühlt sich sicher an. Doch wer immer die gleichen Wege fährt, lernt kaum, mit neuen Verkehrssituationen umzugehen.
✅ Besser: Wechsle regelmässig die Route! Fahr in ein unbekanntes Quartier, durch Kreisverkehre, auf Landstrassen oder durch Innenstädte. So lernst du, dich überall sicher zu bewegen – auch an der praktischen Prüfung.
❌ Fehler 6: Lernphase zu spät beginnen
Wer mit 18 zur Prüfung möchte, muss mit 17 starten – das wissen viele nicht. Wer den Lernfahrausweis zu spät beantragt, verzögert die ganze Ausbildung unnötig.
✅ Besser: Informiere dich rechtzeitig über die Fristen! Beantrage den Lernfahrausweis so früh wie möglich, damit du pünktlich starten kannst.
❌ Fehler 7: Ungeeignete Begleitperson
Manche Begleitpersonen meinen es gut, geben aber schlechte Tipps oder fahren selbst nicht regelkonform. Wenn jemand beispielsweise ständig zu schnell fährt oder Verkehrsregeln ignoriert, überträgt sich dieses Verhalten schnell auf den Fahrschüler.
✅ Besser: Wähle deine Begleitperson mit Bedacht. Sie sollte geduldig, erfahren und verantwortungsvoll sein – und im besten Fall ähnliche Ansprüche wie dein Fahrlehrer. Denn nur so entwickelst du von Anfang an ein sicheres und regelkonformes Fahrverhalten.

Lernphase als Chance statt Pflicht
Die 12-monatige Lernphase mag im ersten Moment wie eine lästige Hürde wirken – dabei steckt darin eine riesige Chance: Du hast ein ganzes Jahr Zeit, um sicher, routiniert und selbstbewusst im Strassenverkehr zu werden. Anders als bei einem komprimierten Fahrtraining kannst du dir Stück für Stück alle wichtigen Fähigkeiten aneignen – ohne Zeitdruck.
Gerade im ersten Jahr als Neulenker:in passieren statistisch gesehen die meisten Unfälle. Die Lernphase hilft, diese Risiken zu reduzieren, weil du bereits im Vorfeld lernst, wie du mit schwierigen Situationen umgehst – sei es bei Dunkelheit, bei Regen oder im dichten Stadtverkehr.
Nutze die Zeit also bewusst: Sieh die Lernphase nicht als lästige Pflicht, sondern als deine persönliche Sicherheitsschule. Je mehr Situationen du während dieser Zeit durchlebst, desto gelassener und kompetenter wirst du dich nach bestandener Prüfung hinter dem Steuer fühlen.
Häufige Fragen zur Lernphase beim Führerschein
❓ Wer muss die 12-monatige Lernphase absolvieren?
Alle Fahrschüler, die den Lernfahrausweis vor ihrem 20. Geburtstag beantragen (es gilt das Ausstellungsdatum des Lernfahrausweises), sind gesetzlich verpflichtet, eine 12-monatige Lernphase zu durchlaufen, bevor sie zur praktischen Fahrprüfung zugelassen werden.
❓ Muss ich die praktische Prüfung direkt nach der Lernphase absolvieren?
Nein, selbstverständlich kannst du dir auch mehr Zeit lassen. Dein Lernfahrausweis ist nachwievor insgesamt 2 Jahre gültig.
❓ Zählt die Lernphase auch, wenn ich keine privaten Fahrten mache?
Ja. Die Lernphase ist zeitlich definiert, nicht abhängig von der Anzahl Fahrstunden. Es wird aber dringend empfohlen, diese Zeit aktiv zu nutzen – mit möglichst viel Fahrpraxis.
❓ Brauche ich den Verkehrskundeunterricht (VKU) auch während der Lernphase?
Ja, der VKU ist weiterhin Pflicht. Es sollte idealerweise in den ersten Monaten der Lernphase absolviert werden – nur mit abgeschlossenem VKU wirst du schlussendlich zur praktischen Führerprüfung zugelassen.
❓ Wie oft sollte ich während der Lernphase Fahrstunden nehmen?
Die Häufigkeit der Fahrstunden hängt davon ab, in welcher Phase deiner Lernphase du dich befindest. In der Anfangszeit – also in der Grundausbildung – solltest du möglichst ein bis zwei Fahrstunden pro Woche einplanen, um die Grundlagen solide zu erlernen und dir von Anfang an ein sicheres Fahrverhalten anzueignen. In der darauffolgenden Übungsphase genügt es in der Regel, alle zwei bis drei Wochen eine professionelle Lektion zu absolvieren, um deinen Fortschritt zu überprüfen und mögliche Fehler rechtzeitig zu korrigieren. In der letzten Phase – der Prüfungsvorbereitung – solltest du die Frequenz wieder erhöhen. Hier sind ein bis zwei Fahrstunden pro Woche empfehlenswert, um gezielt an deinen Schwächen zu arbeiten und dich optimal auf die praktische Prüfung vorzubereiten.
Dein Weg zu einer angstfreien Fahrprüfung
Die Lernphase ist kein lästiger Zwang, sondern eine wertvolle Zeit, in der du dich schrittweise zum selbstsicheren Autofahrer entwickeln kannst. Wer die 12 Monate clever nutzt, spart am Ende nicht nur Geld und Nerven – sondern legt auch den Grundstein für viele sichere Jahre im Strassenverkehr.
Wichtig ist, dass du die richtige Balance findest zwischen privaten Übungsfahrten und professioneller Begleitung. Ein guter Fahrlehrer kann dir dabei helfen, gezielt an deinen Schwächen zu arbeiten und dich optimal auf die Prüfung vorzubereiten. Falls du dir unsicher bist, worauf du bei der Wahl eines Fahrlehrers achten solltest, lies gerne unseren Beitrag „Wie du einen guten Fahrlehrer findest“.
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